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Seit der Parzellierung des Rittergutes Radeland 1893 ließen sich viele Ansiedler im schönen Villenvorort von Berlin nieder. Eichwalde ist von Wäldern umgeben, liegt an der Dahme mit seinen Seen und hatte damals bereits Bahnanschluss. Aller zwei Stunden kamen die Züge aus Berlin und brachten Ausflügler und Sommergäste an den grünen Rand der Stadt.

 

Die Gründung der eigentlichen Landgemeinde Eichwalde war 20. 3. 1893. Damals gehörte Eichwalde kirchlich zu Schmöckwitz. Im alten Gebäude am Romanusplatz (es steht heute nicht mehr) fand von 1896 - 1899 der evangelische, von 1903 - 1913 der katholische Gottesdienst statt. Ende 1899 wurde in dem neu erbauten Schulgebäude als Notbehelf ein nicht genutzter Klassenraum für die Gottesdienste bereitgestellt.

Im Jahr 1899 bzw. 1901 wurde die evangelische Kirche von Schmöckwitz getrennt und zu einer eigenständigen Kirchengemeinde.

Bereits Ende 1899, Anfang 1900 gab es erste Überlegungen zu einem Kirchenbau.

 

Am 22.3.1902 übernahm Kaiserin Auguste Viktoria – mit Genehmigung des Kaisers Wilhelm I. – das Protektorat über die neu zu bauende Kirche.Grundsteinlegung des Baus nach den Entwürfen des Prof. Zaar und Baumeisters Vahl aus Berlin war am 18.10.1906 durch den Generalsuperintendenten Köhler. Anlässlich der Grundsteinlegung wurde dem Fabrikbesitzer Hugo Hoffmann (Sarotti-Schokoladen) seine am 7.9.1906 beschlossene Ehrenbürgerschaft übergeben Am 12.8.1907 war das Richtfest des 47 m hohen Turmes.

 

Am 15.12.1908 fand dann die festliche Einweihung. Als Vertreter der Kaiserin erschien Kabinettsrat Dr. von Behr-Pinnow. Superintendent Schmich hielt die Liturgie, Generalsuperintendent Köhler nahm die Weihe vor und Pfarrer Lützow hielt die Festpredigt. Anlässlich der Einweihung schenkte die Kaiserin eine Altarbibel mit ihrer Widmung.

Die reinen Baukosten betrugen 18.870,42 Mark, die Gesamtkosten 176.579,55 Mark. Heute wären es vergleichsweise ca. € 1.651.023,-. Märkischer Backstein in rein gotischem Stil charakterisiert den Kirchenbau. Damals gab es 500. Nicht mehr erhalten ist die „stimmungsvolle Malerei auf der gewölbten Decke und an den Wänden...“ von der Fa. Maier& Weber sowie musizierende und singende Engel zu beiden Seiten der Orgel.

 

Die sogenannte Parabrahm-Orgel ist ein Instrument, das nach dem vom Berliner Organisten Schmidt erfundenen System unter Verwendung von Seraphonstimmen geschaffen wurde. Neben den Hochdruckpfeifen ist das in die Orgel eingebaute Harmonium charakteristisch. Damals kostete die Orgel 10.000,- Mark, eine vergleichweise geringe Summe. Nach Umrechnung wären dies heute ca. € 93,500. Es ist die erste Orgel dieser Art in Deutschland. Zwei weitere wurden danach gebaut; sie existieren heute nicht mehr. Die Orgel kommt aus der Werkstatt Weigle, Echterdingen, das Harmonium aus der Werkstatt Schiedmeyer in Stuttgart.

 

2002 erfolgte die Restaurierung der Parabrahm-Orgel durch die Orgelwerkstatt Christian Scheffler in Sieversdorf. Das in der Orgellandschaft einmalige Instrument hat 9 Register, 3 Manuale (eines davon für das Harmonium), zahlreiche Spielhilfen und Schweller, 458 Pfeifen. Der Klangumfang reicht für vergleichsweise 60 Register. Die Prospektpfeifen sind sog. stumme Pfeifen. Während des I. Weltkrieges wurde diese Pfeifenreihe für Kriegszwecke entfernt. Der Kirchenchor spendete nach Kriegsende die heute noch zu sehenden Orgelpfeifen.

 

Im Altarraum gibt es ein 3teiliges Mittelfenster Jesus beim Abendmahl, ein Geschenk der Kaiserin, die seinerzeit auch „Kirchenjuste“ genannt wurde. Die übrigen Fenster sind Stiftungen Eichwalder Familien; sie wurden nach der Wende 1990 durch die Werkstatt Ilona Berkei und dank zahlreicher Spenden (u.a. vom Enkel des 1. Eichwalder Pastors Lützow) restauriert.

 

Altar und Kanzel wurden von der Jerusalemer Kirche in Berlin übereignet, wo sie ursprünglich standen. Bemerkenswert sind die Schnitzereien aus eisenfestem indischen Teakholz – ein Geschenk des 1907 verstorbenen Mitbegründers Eichwaldes, des Börsenmaklers Paul Schmidt, Grünau. Die in Kupfer getriebene Rückwand des Altars stellt die Grablegung Christi dar. Sie wurde ziseliert von Prof. Roloff, Zehlendorf. Die Kanzel hat eine günstige Stellung, weil sie die Sicht von allen Sitzplätzen dorthin zulässt. Der Taufstein stammt von Hofsteinmeister Schilling, Tempelhof. Für ihren eigentlichen Zweck wurde die Taufkapelle wahrscheinlich nie genutzt.

 

Im Turm hängen 3 Glocken, die in Bochum aus Grussstahl gegossen worden sind. Ihre Inschrift: „Fürchtet Gott“, „Ehret den König“ und „Habt die Brüder lieb“. Sie sind auf den Akkord d – fis – h abgestimmt

 

Alle 3 Glocken sind ein Geschenk des Ehrenbürgers von Eichwalde Hugo Hoffmann. Auf der Größten ist die Inschrift: „Uns stiftete Familie Hugo Hoffmann Anno 1907, da Karl Lützow erster Pfarrer unserer Gemeinde war.“ Anfangs wurden sie per Seilzug betrieben, seit 1927 gibt es eine elektrische Läutemaschine. Da die Glocken nicht aus Bronze bestehen, wurden sie vor der Kriegsabgabe verschont. Damals gab es eine Dampfheizungsanlage in der Kirche.

 

Im Januar 1976 stürzte infolge eines Orkans das Kreuz von der Turmspitze in das Kirchendach. 1987 wurde der ursprünglich mit Ziegeln bedeckte Turmhelm gegen ein Kupferdach ausgetauscht.

 

Das Kirchendach wurde im Jahr 2008 erneuert.

 

Das Pfarrhaus in der Stubenrauchstr. 18 entstand 1908 nach Plänen des für den in unserer Region für Kirchenbau bekannten Architekten Georg Büttner (Brandenburgischer Provinzialkonservator). Dieser baute u.a. auch die Kirchen im benachbarten Zeuthen und Wildau.

 

Es wurde im Jahr 2003 an die Kommune Eichwalde verkauft und dient heute als Kinder- und Senioren-Begegnungsstätte.

 

Dafür entstand unmittelbar an das 1938 erbaute evangelische Gemeindehaus grenzend ein augenfälliger Neubau, der zum einen das Kirchenbüro und vor allem die evangelischen Kindertagesstätte „Jona’s Wal“ beherbergt.

 

Beim 100. Kirchenjubiläum im Dezember 2008 trug sich der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, schlesische Oberlausitz und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirchen Deutschlands Bischof Huber in die vor 100 Jahren gestiftete Bibel ein.

Ausmahlung der Kirche 2013.
Neuer Vorplatz, 2020.

(zusammengetragen von Burkhard Fritz 2009 + 2013)